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11. Nationale Arkadis-Fachtagung 2024

09.09.2024

Die bereits 11. Nationale Arkadis-Fachtagung fand zum Thema «Wer hat hier das Sagen? Partizipation von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf» statt.

In den 1950er-Jahren lebten die meisten Menschen mit Behinderungen sehr versteckt in Heimen oder in der Familie. Ende 1960 fand ein Paradigmenwechsel statt: Die Gesellschaft schaute nach langer Zeit des Verdrängens und Quasi-Wegsperrens wieder hin und bemühte sich, nicht nur vordergründig die Behinderung, sondern den ganzen Menschen wahrzunehmen. Im Jahr 2014 ist in der Schweiz die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten. Sie konkretisiert die Lebenssituation behinderter Menschen, die nicht mehr als krank betrachtet werden, sondern als gleichberechtigte Menschen, deren Behinderung eher von aussen durch Umwelt und Strukturen erfolgt.

Die Anforderungen an die Selbstbestimmung der Betroffenen führen zu der Frage, welche Möglichkeiten ihnen zur Verfügung stehen. Selbstbestimmtes Leben, volle und gleichberechtigte Teilhabe und Teilnahme hängen aber ganz entscheidend von der Einstellung in der Gesellschaft ab. Die Referentinnen und Referenten der diesjährigen Fachtagung widmeten sich diesen Fragen aus diversen Blickwinkeln.

Nach der Tagungseröffnung und einer Einführung in das Thema durch Aldo Magno, Direktor der Stiftung Arkadis, erläuterte Dr. Sophia Falkenstörfer, Professorin und Lehrstuhlinhaberin für den Lehrstuhl Pädagogik bei körperlichen und komplexen Behinderungen an der Universität Würzburg, den Begriff der Fürsorge aus historischer Perspektive. Anhand drei ausgewählter geschichtlicher Epochen verdeutlichte sie die historische Dimension der Fürsorge. Dr. Caren Keeley, akademische Rätin am Lehrstuhl für Pädagogik und Rehabilitation bei Menschen mit geistiger und komplexer Behinderung an der Universität Köln, widmete sich der Frage, wie Menschen mit Behinderungen und damit verbundenen kommunikativen Einschränkungen erweiterte Teilhabe ermöglicht werden kann. Dr. Felix Welti, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Kiel führte auf der Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention aus, dass Menschen mit Behinderungen aktiv einbezogen werden müssen und dass dies auf allen Ebenen Folgen haben müsse – von der internationalen Politik über Staaten, Regionen und Gemeinden bis zur Gestaltung besonderer Wohnformen, von Rehabilitation, Arbeit und Bildung. Dr. Friedrich Dieckmann, Professor für heilpädagogische / inklusiv-pädagogische Psychologie an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen stellte die Frage, was selbstbestimmte Teilhabe für Menschen bedeutet, die ihr Leben gar nicht selbständig führen können. Er führte in eine Kultur der Mitbestimmung ein und stellte die Handlungskonzepte Personenzentrierung und Sozialraumorientierung vor, um eine bessere Teilhabe und Inklusion gewährleisten zu können. Prof. Dr. Christian Liesen, Dozent am Institut für Sozialmanagement der ZHAW Soziale Arbeit stellte ein handlungsorientiertes Konzept zur praktischen Umsetzung von Selbstbestimmung und Partizipation bei Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen vor. Er entwickelte die These, dass gezielte Partizipation als Schlüssel zur Steigerung der Wirksamkeit des Handelns in diesem komplexen Feld dient. Dr. Iris Beck, Professorin an der Universität Hamburg, Lehrstuhl für Allgemeine Grundlagen und Soziologie zeigte auf, dass eine Veränderung der Ziele in Reformprozessen welche Menschen mit Beeinträchtigungen betreffen auch eine Veränderung von Zielen in Bezug auf die Strukturen und Handlungsprozesse von Institutionen, in welchen diese Menschen leben, bedingen. Sie zeigte dabei die Faktoren auf, welche Partizipation begünstigen und welche nicht. Saphir Ben Dakon, Inklusions- und Kommunikationsexpertin aus Zürich näherte sich der Antwort auf die zentrale Frage der Fachtagung «Wer hat hier das Sagen?» über inklusive Kommunikation an. Sie gab Einblicke und praktische Empfehlungen, wie eine inklusive Sprache gefördert werden kann.

In einer Schlussrunde wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion Take-home-messages konkretisiert.

Anfangs 2026 wird im SEISMO-Verlag in der Reihe «Teilhabe und Verschiedenheit» voraussichtlich eine Publikation mit Beiträgen der Referentinnen und Referenten der Tagung erscheinen.